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Dunkle Häuser mit Seele - Wie die Mühlsteinproduktion den Baustil prägte

14. April 2021
Hans Schüller und Nicolas Junglas bei der Begutachtung der prägenden Baukultur im Mühlsteinrevier RheinEifel. Foto: Frank Neideck
Hans Schüller und Nicolas Junglas bei der Begutachtung der prägenden Baukultur im Mühlsteinrevier RheinEifel. Foto: Frank Neideck

Schwarze Häuser, kopfsteingepflasterte Höfe, mächtige dunkle Kirchen – nicht nur Blickfänger sondern geschichtsträchtige Gebäude säumen die Straßen wenn man z.B. durch Kottenheim, Ettringen, Mendig oder Mayen fährt. Diese Schmuckstücke aus Basalt sind Ausdruck der hiesigen Baukultur, die um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts ihre Blütezeit hatte.

Der Basalt stammt zum einen aus den Mühlsteinbrüchen rund um den Vulkankomplex des Bellerberg-Vulkans, der vor rund 200.000 Jahren ausbrach. Drei Lavaströme flossen bei gewaltigen Eruptionen aus – nach Mayen, Kottenheim und Ettringen. Zum anderen stammt der Basalt aus Mendig, wo der Ausbruch des Wingertsberg-Vulkans für meterhohe Basaltablagerungen sorgte. Im Laufe der vergangenen 7000 Jahre entstanden die Steinbruchreviere Kottenheimer Winfeld, Mayener Grubenfeld, Ettringer Lay und die Lavakeller Mendig.

Zunächst lag das Hauptaugenmerk in den Steinbrüchen auf der Herstellung von Mühlsteinen. Es kam zu einer regelrechten Massenproduktion und der Eifeler Mühlstein entwickelte sich zu einem frühen Exportschlager mit dem Andernacher Hafen als Umschlagplatz. Der Höchststand des Basaltlavaabbaus wurde um 1913 erreicht, als 360.000 Tonnen von über 3500 Beschäftigten in 366 Betrieben abgebaut wurden. Das war jedoch schon eine Zeit, als die Mühlsteinproduktion gerade noch einen Anteil von 2 % an der gesamten Steinverarbeitung hatte. Die Stahlwalze hatte den Mühlstein abgelöst.

Wofür wurde nun also der Basalt verwendet?

Die Menschen fingen an, den „Kummer“ zu nutzen, der bislang als Abfall in den Brüchen verblieb und den Arbeitern dort – daher auch der Name – Kummer bereitete. Diese „Basaltreste“ bzw. kleineren Basaltstücke wurden nun als Schotter für den Bahnbau, als Pflastersteine für den Straßenbau und als Mauersteine für den Häuserbau genutzt. Das Zentrum der Mühlsteinproduktion wurde zum Zentrum der Bausteinindustrie. Die Vorkommen waren bereits bestens aufgeschlossen, die Erfahrungen im Steinbruchwesen dank der langen Abbautradition enorm, und die Transportwege zwischen Steinbrüchen und Bauplätzen kurz. Mit sinkender Nachfrage nach Mühlsteinen stieg gleichzeitig die Nachfrage nach Mauersteinen, so dass die Basaltlava über 30% der Bausubstanz in den umliegenden Orten Mayen, Mendig, Kottenheim, Ettringen, Thür, St. Johann und Hausen ausmachte.

Der Basaltlavaboom brachte auch einen Bevölkerungswachstum mit sich – die Arbeit in den Steinbrüchen zog Arbeiter von Außerhalb an. Es entstanden Arbeitersiedlungen, z.B. in Niedermendig hin zu den Steinbrüchen, im Bereich der unteren Pellenzstraße samt Anrainerstraßen.

Neben den einfachen Häusern der Arbeiter sind auch große Wohnhäuser und prachtvolle Unternehmervillen (Beispiel Villa Michels in Andernach) entstanden, die heute die Ortsbilder rund um die Steinbrüche prägen.

Assoziierte Baukultur

Der Frage nach der sogenannten assoziierten Baukultur ist der Mendiger Germanist und Historiker Nicolas Junglas, M.A, im Rahmen des Antragsverfahrens des Mühlsteinreviers RheinEifel als UNESCO-Welterbe nachgegangen. Dabei untersuchte er Auswirkungen der hiesigen Mühlsteinproduktion auf die lokale Baukultur mit Basaltlava sowie die Wohnumstände der Grubenfeld-Akteure. Außerdem suchte er nach sichtbaren Zeichen, die die Zugehörigkeit zu einem Mühlsteinbruch sozial und kulturell ausgedrückten. Für seine Forschungen dokumentierte und bewertete Junglas u.a. alle Häuser und Kleindenkmäler aus Basalt im Untersuchungsraum. Bei den Untersuchungen stützte er sich auch auf Erkenntnisse von Dr. Dr. Axel von Berg und Dr. Hans-Helmut Wegner, sowie die Dissertation von Dr. Karl-Heinz Schumacher, der sich bereits 1988 mit der baulichen Verwendung von Natursteinen in der Eifel beschäftigte.

 

 



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